« Ich bin spät gekommen, ich habe erst mit 50 angefangen », so fängt er sein Gespräch mit mir an. Wir sitzen an der frischen Luft im Säulengang der Stiftung Casa de los Tres Mundos während unseres Gesprächs.
Er ist sichtbar glücklich, da heute (13. Februar) sein großer Abend ist. Heute- innerhalb der Woche des Poesiefestivals- präsentiert er seine dritte Gedichtsammlung mit dem Titel „El Cielo Puede Esperar“, ein Buch, das er dank der Unterstützung der Stiftung „Futuro de Nicaragua“ im Café de los Artistas heute Abend um sieben Uhr in der Gesellschaft von Freunden, die ihn schätzen und bewundern, vorstellen wird.
« Es handelt sich dabei um noch unveröffentlichte Gedichte, die alle den Tod, das Verlassen und die Unterschiede zwischen den sozialen Klassen zum Thema haben. Außerdem spiegelt sich in ihnen meine Lebenserfahrung und Reife wider“, kommentiert der Poet.
In den sechziger Jahren lernte er den postavanguardistischen Dichter Enrique Fernández Morales kennen, welcher sein Mentor wurde. Mit ihm zusammen schaffte er es eine Reihe von Gedichten zu veröffentlichen. Ebenfalls in den sechzigern gründete er die literarische Bewegung „Los Bandoleros“, zusammen mit dem Kunstgeschichtler Jorge Eduardo Arellano und dem Dichter und Präsidenten des Internationalen Poesiefestivals Francisco de Asís.
Aufgrund seiner Bestimmtheit und seinem Engagement ernannte man ihn zum Direktor der Stadtbibliothek von Granada, welches Amt er für 22 Jahre inne hatte und wo er mehr gelernt hat, als sich einer vorstellen kann.
Warum „Poeta Capintero“?
Früher war es in den Familien üblich, die Berufe zu vererben, wenn der Vater Schuhmacher war, lernten die Kinder das Handwerk und zeigten es dann wiederum ihren Kindern; so war es auch im Falle des Poeten Raúl Xavier, sein Vater war Schreiner und all seine Brüder, er eingeschlossen, lernten das Handwerk des Schreiners und führten es über Jahre aus.
Aber als er seinen 50. Geburtstag feierte (jetzt ist er 80 Jahre alt), verliebte er sich in die Poesie und fing an sie zu entdecken und er war selbst Pablo Antonio Cuadra, den er kennengelernt hatte, und er gab sich den Beinamen „Poeta capintero“, um seine Liebe, seinen Respekt und seine Bewunderung zu zeigen.
“Ich bin spät gekommen und habe erst mit 50 Jahren angefangen. Mir hat die Literatur gefallen und ich spürte eine innere Rührung während des Lesens und ich sagte mir, dass ich auch schreiben könnte“, erzählte er uns freudig erregt.
Seine drei Büchern, die er bereits veröffentlicht hat (Poemario- 1962, La Noche en Llamas- 2010 und El Cielo Puede Esperar- 2012), sind in verschiedene Sprachen übersetzt worden, unter anderem in Englisch, Italienisch und Russisch und er ist bekannt, als einer der wichtigsten und einflussreichsten Dichter von Granada.
Text und Foto: Waleska R. Cisne
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